Bereits zum 18. Mal verliehen die Kreisverbände der Mittelstands-Union (MU), Frauen-Union (FU) und Arbeitnehmer-Union (CSA) der CSU den Partnerstein – eine Auszeichnung für besonders familien- und mitarbeiterfreundliche Unternehmen. In diesem Jahr ging der Preis an die Spedition Noerpel SE am Standort Odelzhausen, die dort rund 180 Arbeitnehmer beschäftigt.
Die MU-Kreisvorsitzende Christine Unzeitig begrüßte über 60 Gäste zur feierlichen Verleihung, der eine Betriebsbesichtigung vorausging. Sie erinnerte daran, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu Beginn des Projekts noch als Ausnahme galt – heute sei sie in Zeiten des Fachkräftemangels ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Unternehmen und Beschäftigte profitierten gleichermaßen von flexiblen Arbeitsmodellen, betonte Unzeitig: „Zufriedene Mitarbeiter sind leistungsfähiger, motivierter und bleiben ihrem Unternehmen treu.“
Johanna Baumann, stellvertretende FU-Kreisvorsitzende, hob hervor, wie deutlich sich die Mitarbeiterorientierung bei Noerpel auch räumlich zeigt: helle, gepflegte Räume und großzügige Aufenthaltsbereiche seien keine Selbstverständlichkeit – insbesondere nicht in einem gewerblich geprägten Umfeld. Auch der Frauenanteil von 28 Prozent sei beachtlich.
Für die CSA würdigte Günter Fuchs den partnerschaftlichen Umgang zwischen Geschäftsleitung und Belegschaft: „Hier herrscht kein klassisches Chef-Untergebener-Verhältnis, sondern ein kollegiales Miteinander – das ist uns als Arbeitnehmer-Union besonders wichtig.“
Landrat Stefan Löwl lobte in seinem Grußwort die vielfältigen Sozialleistungen und Weiterbildungsmöglichkeiten bei Noerpel, die zur hohen Mitarbeiterzufriedenheit beitragen. Er verwies auf eine aktuelle Studie von Ernst & Young, wonach sich der Anteil hochmotivierter Arbeitnehmer in Deutschland innerhalb von zwei Jahren von 28 % auf 18 % verringert habe.
In seiner Laudatio betonte MdL Walter Nussel, Bürokratieabbau-Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung, die systemrelevante Rolle des Speditionsgewerbes – gerade in Zeiten zunehmender Reglementierung. Viele Vorgaben, so Nussel, seien gut gemeint, aber praxisfern. Als Beispiel nannte er das Lieferkettengesetz, das auch kleinere Betriebe belaste, obwohl diese kaum Einfluss auf vorgelagerte Lieferanten hätten. Besonders kritisch sei auch die EU-Berichtspflicht zu Nachhaltigkeitsthemen: Speditionen müssten detailliert über Treibhausgasemissionen, Energieverbrauch und weitere Umweltfaktoren berichten – oft auch indirekt über Auftraggeber. Bürokratieabbau sei eine Mammutaufgabe, denn die EU erlasse jährlich rund 80 Richtlinien und 1.200 Verordnungen.
Zum Abschluss bedankte sich Vorstandsvorsitzender Noerpel-Schneider bei Belegschaft und Führungsteam für deren Engagement. Seine Führungsphilosophie: „Freude an der Arbeit ist entscheidend. Wer keine Freude an der Arbeit hat, ist eine arme Sau.“
Gleichzeitig kritisierte er die zunehmende Bürokratie, die praktische Lösungen oft verhindere. So fehlten im Speditionsgewerbe derzeit etwa 300.000 Fahrer – während Millionen ausländische Fahrer täglich deutsche Straßen befuhren, sei die Anstellung von Menschen ohne deutschen Führerschein praktisch unmöglich. Dies koste allein die Noerpel-Gruppe jährlich Aufträge im Wert von 20 bis 30 Millionen Euro.
Auch bei einfachen Tätigkeiten, etwa in der Verpackung, sei der Zugang zum Arbeitsmarkt unnötig erschwert. „Wir haben kein Problem mit Asylbewerbern – wir haben ein Problem mit Menschen, die nicht arbeiten“, so Noerpel-Schneider. Die Politik müsse endlich Wege finden, wie arbeitsfähige Menschen unbürokratisch in Beschäftigung gebracht werden können – zum Wohle der Gesellschaft.
Musikalisch umrahmt wurde die gelungene Veranstaltung vom Duo Michaela Bartel & Lydia Dunkel, die mit thematisch passenden Melodien die Gäste zum Mitklatschen animierten.